Abgelichtet und gerahmt – Dias aus der Sammlung Steubing
Die Bilder in der folgenden Serie stammen aus Lore Steubings umfangreicher Diasammlung. Ihre wissenschaftliche Neugier führte sie durch die ganze Welt, und sie dokumentierte, was sie sah und erforschte:
Wie interagieren Menschen, Tieren, Pflanzen, Wind, Gestein und Meere? Wie beeinflusst menschliche Nutzung die Flora, wie beeinflusst die Flora die Fauna? Wie hängt alles mit allem zusammen?
Die Dias stellen nur vereinzelte Punkte ihres weiten Forschungsfeldes dar. Die meisten Bilder sind ohne Zeit- und Ortsangaben, nur einige sind mit Hilfe Steubings Biografie näher einzuordnen. Aber die Abbildungen, die die Professorin für ihre Vorlesungen und Vorträge nutzte, spiegeln ihr ausuferndes Interesse an allen Fragen der Ökologie und geben einen kleinen Einblick in den Kosmos ihrer Wissenschaftspraxis.
1961 reist Lore Steubing mit ihrer Freundin und Kollegin Otti Wilmanns auf Einladung des Professors Ivo Horvat nach Jugoslawien, um dort im Karst zu botanisieren und Möglichkeiten der Wiederbewaldung zu erkunden. Sie sind mit Steubings eigenem Wagen, einem DKW, in Kroatiens Gebirgsregionen unterwegs. In der Nähe muss ein Gewässer sein: auf der Zeltspitze trocknen Badekappe und Badeanzug.
Otti Wilmanns und Lore Steubing verbringen einige Tage in den Küstengebirgen in der Nähe Rijekas und schleppen ihre Ausrüstung mit Spaten, Waagen, Instrumenten und Chemikalien in die Höhe, um die spärliche Vegetation zu untersuchen.
Lore Steubing macht eine Pause: Immer dabei: ein Tisch für Mahlzeiten und botanische Untersuchungen, dazu Hocker, Kocher und Transpirationswaage.
Noch als junge Biologin und Leiterin der Biologischen Station Hiddensee beginnt Lore Steubing Ende der 1940er-Jahre sich für Agrarmeteorologie zu interessieren. Sie beschäftigt sich in der Folge intensiv mit der Bedeutung von Hecken für Windschutz und deren mikroklimatischen Verhältnisse.
Gestaltende Naturkräfte: sogenannte Wind-Stromlinienformen von Bäumen.
Um die Lebensbedingungen der Pflanzenwelt zu verstehen und die Umwelteinflüsse zu untersuchen, investiert Lore Steubing große Teile ihrer Finanzmittel für Ihre Forschung in Versuchsaufbauten, Messinstrumente und technische Ausstattung. Hier: ein Anemometer zur Messung von Windgeschwindigkeiten und Strömungen.
Immer wieder unternimmt Steubing mit ihren Studierenden Exkursionen nach Ungarn und forscht mit ihnen am Plattensee. Auch die baumarme Steppe der Puszta wird bereist. Da sich unter der lokaltypischen Bedachung die Tiere sammeln, häuft sich hier der Dung der Tiere und kann für die Landwirtschaft genutzt werden.
Ein hochdynamischer Lebensraum: Steubing fotografiert immer wieder Wanderdünen.
Bei diesem Bild ging es Lore Steubing in ihren Vorlesungen weniger um die Moai, die kolossalen Steinfiguren der polynesischen Kultur auf den sogenannten Osterinseln, als vielmehr um die Trittspuren von Tieren, die sich deutlich zwischen den Figuren zeigen.
Seit den 1960er-Jahren fährt Lore Steubing wiederholt nach Kolumbien. Sie ist nicht nur von der Flora fasziniert – besonders von den Mangrovenwäldern – sondern auch von der präkolumbianischen Kultur. Sie dokumentiert immer wieder Zeugnisse der Mensch-Natur-Beziehungen.
In Kolumbien hält sich Steubing unter anderem auch länger an einem meeresbiologischen Institut auf, das eng mit der Justus-Liebig-Universität Gießen zusammenarbeitet: das Santa Marta Institut Colombo Aleman. Hier beginnt ihre langjährige Zusammenarbeit mit südamerikanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sie auch mehrfach in den Süden von Chile führt.
1974 reist Steubing mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in die Zentralafrikanische Republik. Hier soll sie Vegetations- und Bodennutzungskarten erstellen, um potentielle Anbauflächen für die lokale Bevölkerung zu identifizieren. Sie erlebt dort großflächige Savannenbrände.
In der Zentralafrikanischen Republik fotografiert Steubing Hauszeichnungen und Architektur.
Seit den 1960er-Jahre reist Steubing mehrfach nach Island, unter anderem um vom Wind erodierte Böden zu untersuchen und Vorschläge zu ihrer Wiederherstellung zu machen. Sie wird auch auf die Westmännerinseln eingeflogen, wo nach einem Vulkanausbruch 400 Häuser verschüttet sind. Für ihre Vorlesung nutzt sie dieses Bild, um eine natürliche „Ökosystemzerstörung“ zu veranschaulichen.
Während ihrer Erkundungen auf Island dokumentiert Steubing auch die „Erstbesiedlung auf windgefährdeten Ascheböden“.
Im Mittelpunkt Steubings Forschung steht die Pflanzenökologie. Sie interessiert sich zeitlebens für die engen Beziehungen von Flora und Fauna und dokumentiert wiederholt die wechselseitige Gestaltungskraft. Hier fotografierte sie eine grasende Schwarzbärin mit ihren Jungen.
Der „Elefant als mechanischer Faktor“ – aufgenommen bei einer ihrer Reisen nach Afrika.
Ein sogenannter „Elefantenbaum“.
Tote Wale mit Möwen: Steubing interessiert sich hier für Stoffwechsel und chemische Faktoren in biologischen Prozessen.
Ein Bieberbau als landschaftsgestaltender Vorgang.
Das Ergebnis der Bieber-Architektur: Überstaute Wiesen.
Baumtermiten und ihre raumgreifenden Bauten.
Um Steubing herum entsteht ein Arbeitsgruppe, die sich früh mit Fragen von menschlich verursachten Umweltschäden beschäftigt – unter anderen mit den Folgen von Streusalzen auf Gießener Straßenbäumen.